Lebenswerter sollen sie werden, die smarten Cities. Das versprechen mindestens all die Firmen und Forscher, welche die Smart Cities konzipieren und bauen wollen. Nun, Zürich und Genf zählen schon zu den lebenwertesten Städten der Welt, das bestätigen Studien immer wieder. Wie schneiden die beiden im aktuellen „Smart-City-Index 2017“ ab?

Beruhigenderweise – Standortvorteil! – liegen sie in der globalen Smart-City-Rangliste sehr weit vorne: Zürich auf Platz vier und Genf auf Platz neun. Über alles gerechnet.

Im Einzelnen sieht das Bild etwas differenzierter aus. Beginnen wir mit den Schwächen. Diese sind laut Index im smarten Verkehr zu finden (Genf Rang 44, Zürich 56), im Bereich 4G LTE ist Genf wenigstens auf Rang 19, aber Zürich nur 63. Bei der Internetgeschwindigkeit liegt Genf mit Rang 14 auch weit vor Zürich (66). In zwei weiteren Digitalisierungsaspekten findet man Zürich und Genf im hinteren Mittelfeld – bei Wlan-Hotspots zum Beispiel. Und nur im vorderen Mittelfeld sind beide Städte in Sachen Smartphone-Nutzung.

Das ist aus Smart-City-Sicht schade, sind doch 4G, Wlan-Nutzung und Smartphones laut den Studienautoren von „besonderer Bedeutung“.

Richtiggehend schlecht ist die Lage in Sachen direkter Demokratie und Bürgerbeteiligung an Smart-City-Projekten: Rang 88 belegt Genf bloss, knapp vor Moskau, aber klar hinter der einstigen Kokain-Welthauptstadt Medellin. Dasselbe gilt für Zürich (Rang 86).

Müssten sich die jeweiligen Standortförderungen und der ICT-Cluster eZürich noch etwas einfallen lassen? Immerhin ist laut ’smartcity-schweiz.ch‘ in Zürich seit einem Jahr eine Smart-City-Strategie in Erarbeitung. Bekannt sind aber nur zwei offizielle Zürcher Smart-City-Stadtprojekte aus den Jahren 2010 und 2014.

Zur Ehrenrettung Zürichs sei gesagt, dass ETH-Professor und Smart-City-Spezialist Gerhard Schmitt in einem öffentlichen Talk von eZürich 2016 der Limmatstadt ein sehr gutes Zeugnis ausstellte, was digital gestützte Smart-City-Fragen angeht. Dies gelte auch im Vergleich zu Singapur und anderen als führend postulierten Städten.

Und zur Ermutigung der links-grünen Stadtregierungen von Zürich und Genf sei gesagt: Ihr habt auch Weltklasse-Leistungen aufzuweisen! Bei der Abfallentsorgung liegen ihr beide ex aequo weltweit auf Rang eins. Ist zwar Smartness des 20. Jahrhunderts, aber doch wichtig.

Die globalen Tops und Flops
Gesamt-Punktesieger sind Kopenhagen, Singapur und Stockholm. Und wohin, liebe Firmen und Steuerzahler von Genf und Zürich, zügelt ihr klugerweise laut Smart City-Index nicht? Ganz unten, am Ende rangieren Riad in Saudi-Arabien und Mexico-City.

Der Smart-City-Index wurde von der schwedischen Firma EasyPark erstellt, welche primär im Smart-Parking-Business Geld verdient. Sie haben eine Short-List von 100 Städten untersucht, unterstützt dabei von Ergebnissen von 20’000 Journalisten. Der Index ist online. (Marcel Gamma)

Quelle: http://www.inside-it.ch/articles/49310